Italiens Süden – eine Trulla bei den Trullos

Unseren Weg in den Süden haben wir ziemlich direkt gewählt, im Schnee wollten wir nicht stecken bleiben. Gerne hätten wir aber noch Castelluccio und den Monte Cucco gestreift, aber die Toskana war tief(!) verschneit! Ein wirklich seltsamer Anblick.. Der Schnee lag sogar ziemlich dick am Straßenrand.. Hinzu kommt, dass die Straßen in und ab der Toskana unbeschreiblich schlecht sind. Der Straßenbelag und die Schlaglöcher haben uns stark an Afrika erinnert. Und zig Baustellen (wo keiner baut..?). Wirklich übel und anstrengend zu fahren. Daher: weiter Gas gegeben. Je weiter der Süden, je schlimmer die Zustände: zu den schlechten Strassen und dem schlimmen Verkehr kann nun auch noch extreme Müll-Verschmutzung dazu. Wir waren sprachlos. Als der Baustil noch ins neo-sozialistische gegangen ist, ist uns weltweit keine Region mehr eingefallen, die so trostlos wäre. Es gibt lediglich zig Milliarden zum Teil sehr alte Olivenbäume. So viele haben wir auch noch nirgends gesehen, eine tatsächliche Oliven-Monokultur. Unglaublich. Da alle Campingplätze verlässlich zu hatten, sind wir viel auf freien Parkplätzen gestanden, die wieder voller Müll und Glasscherben(!) waren. Wirklich schade. An einem Platz am Strand kam um 5h morgens ein alter Diesel angefahren. Wir beide natürlich wach. Kurz danach gab es direkt neben dem Moppel ein sägendes Geräusch. Was ist das bitte?!? Wer sägt da um 5h was? Ok, der Groschen fällt centweise: es war eine Luftpumpe. Ein Fischer hat in der Vollmondnacht sein kleines Schlauchboot aufgebaut und ist durch den Schlamm und Müll zum Fischen gegangen. Der Fisch hätte mir nicht mehr geschmeckt.. Wir konnten noch einmal gut schlafen, bis ca. 10 Crosser direkt am Moppel vorbei gescheppert sind (und natürlich den Moppel voller Schlamm gespritzt haben). Egal, der Moppel geht wieder sauber, der Strand wahrscheinlich nicht..

Dann kam aber ein wirkliches Highlight: hinter Bari (und vor Brindisi) kommt eine Region, in der die Bewohner Häuser in einer sehr speziellen Bauform haben: die Trullis! Überall!! Über das ganze Land verstreut (einzeln, aber weitflächig auf eigenen Grundstücken stehend) oder als ganzen Stadtteil, aber wirklich überall! Die Steinhäuser sind uralt (zum Teil von 1400 oder davor) und werden liebevoll gepflegt und bewohnt (und wahrscheinlich mit Bad und Küche nachgerüstet ;)). Die Trullis auf dem Land haben einen kastenförmigen Unterbau (wie eine Art Hazienda) und dann die spitzen Steindächer (oft mehrere) oben drauf. Je weiter südlich man kommt, um so weniger Spitzdächer gibt es und die Häuser sehen nur noch wie Haziendas aus. Wir fühlten uns, als ob wir in dieser Region durch mehrere Kontinente reisen: von Ägypten über Griechenland nach Afrika nach Südamerika. Nur auf Italien wären wir nicht gekommen 😀 Süditalien ist definitiv anders und in Europa sicher speziell!
Und es gab noch einen Tupfen aufs i: Locorotondo, laut Reiseführer eines der schönsten Dörfer Italiens! Und den Titel haben sie wirklich verdient. So ein tolles verwinkeltes Dorf, die „Strassen“ alle gepflastert (und gewischt? Jedenfalls pickobello sauber) und überall liebevollster (Weihnachts)Schmuck. Und Wäsche.. Überall… Sogar die vom Weihnachtsmann hing draussen! 😀 Also, diese Stadt war wirklich beeindruckend. Und verstecken spielen könnte man dort tagelang, wahrscheinlich..

Leider können wir nur selten die Innenstädte besuchen: diese sind unbeschreiblich eng und die größeren Parkplätze oft mit Glasscherben übersäht, so dass wir uns nicht trauen, den Moppel alleine zu lassen (andere Camper trauen sich aber schon und wir haben auch direkt keine Geschichten gehört, dass etwas passiert wäre, aber wir sind einfach zu feig..). Die Parkplätze sind leider nur im Sommer bewacht. Heute (am 24.) stehen wir jedoch auf einem sehr schönen Campingplatz (voller überwinternder Deutscher Rentner :D), der nicht nur offen und tolles Internet hat, sondern auch einen Shuttle-Service in die nächste schöne Stadt anbietet: Gallipoli. Sobald wir den Blog hier fertig haben, geht es los! 😀