Kalabrien – Italien am Ende?

Nach unseren Erlebnissen in Apulien ging es weiter Richtung Sizilien durch das „Ende Italiens“ – Kalabrien. Was wir dort vorgefunden haben, war im wahrsten Sinn das Ende Italiens (geographisch und sonst leider auch). Die Region ist eigentlich sehr schön, mit vielen Bergen und einigen alten Städten (z.B. Tropea). Was mir (Alex) aber den Stöpsel rausgehauen hat, ist die unglaubliche Verwahrlosung der Landschaft: Überall Müll, Bauruinen und Dreck, wie ich es selbst in Indien nicht erlebt habe. Man kann es nicht beschreiben, sondern muß es wirklich gesehen haben wie ein zweispuriger Autobahnzubringer offenbar seit 40 Jahren vor sich hin vergammelt (Großflächig abgesackte Straßendecke mit tiefen Rissen und „Auto-großen“ Schlaglöchern, komplett von beiden Seiten eingewachsen und dazu überall Müll in jeder Ausprägung…). Dazu noch alle Kilometer ein überfahrenes Tier das am Straßenrand vor sich hin verwest – Hunde, Katzen, Marder und sogar ein Dachs :-(! Nach vielen Reisen nach Asien (China, Indien, Nepal, Tibet) war das bisher der trostloseste Eindruck den ich von einem Land bekommen habe. Zu guter Letzt kommt noch der italienische Fahrstil dazu, den ich selbst in Indien (ok, ich wiederhole mich) nicht so krass erlebt habe: Wir sind immer etwas sportlicher unterwegs, aber ich bin noch nie auf einer Landstraße bei 80 km/h (erlaubt waren 50) von Italienern überholt worden, die weit über 120 gefahren sind. Supersportler fahren nur mit komplett offenem Auspuff, immer im ersten oder zweiten Gang am Drehzahlbegrenzer (also zwischen 100 und 150 km/h). Also am Ende Italiens ist mir leider nur noch der Satz eingefallen „Kalabrien – Italien am Ende?“

Sandra musste mich wieder aufbauen und mit der Hoffnung, bald wieder abzureisen, gings dann einigermaßen. Dabei ist die Landschaft eigentlich sehr schön – bergig und sehr grün. Nur das, was die Einheimischen mit ihrer Natur machen, ist wirklich eine Katastrophe.

Noch eine kleine Anmerkung von Sandra: die Leute hier sind sehr nett und freundlich. Wie unten im Bild zu sehen ist, ist Alex sehr optimistisch in eine Kleinstadt gefahren, die schon am Altstadt-Anfang eine spannende Verkehrsführung aufwies (Einbahnstrassen-Regelung auf zwei verscheidenen Strassen (in die Altstadt hinein und hinaus), wobei die hineinfahrenden auf der linken Strasse fuhren und auf der rechten die Leute heraus kamen. Für mich bedeutete das schon nix gutes für den weiteren Strassen-Verlauf. So war es dann auch. Nach einem geraumen Stück würde es immer enger (die Strassen durchgehende links und rechts „tunnelartig“ bebaut) und es war ja immer noch eine Einbahnstrasse! Rückwärts ist also mindestens schwierig (wenn nicht unmöglich). An einem Mini-Platz, an dem sich wieder zwei Strassen zur Wahl gestellt haben (diesmal aber eben nur in eine Richtung), haben wir erst einmal angehalten und beratschlagt. Ich bin dann zu Fuss die verbleibende Strecke abgegangen, um zu sehen, ob wir es durch schaffen könnten. In der Zwischenzeit ist (natürlich laut hupend! :D) ein Italiener angefahren gekommen (in einem sehr(!) kleinen Auto) und hat in perfektem Deutsch(!!) gesagt, dass wir hier besser nicht fahren sollten (war uns inzwischen auch schon klar ;)), er aber empfiehlt, weiter zu fahren und dafür die linke Strasse empfiehlt (die rechte hat zu viele Balkone).. MannOMann, unser beider Puls war in jedem Fall nicht mehr ganz im Ruhebereich.. Am Ende der Strasse hat sich zwar ein großer Platz geöffnet, aber schließlich zur Stadt hinaus hat ein altes Sandstein-Tor(!!!!) geführt. Ok, die Bauherren aus den letzten Jahrhunderten hatten wohl schon mit Wohnmobilen gerechnet, hier kamen wir jedenfalls durch. Ob wir es bis dahin schaffen, allerdings fraglich. Das engste Stück war gleich hinter dem kleinen Platz, auf dem Alex gewartet hatte. Mehr mein Bauch als mein Augenmass haben gesagt: „müsste doch passen!“. Also los: beide Spiegel eingeklappt, Alex somit „blind“, Moppel hält die Luft an und gaaanz langsam (nur nicht ins schwanken kommen) los. Mit tatsächlichen 2cm „Luft“ jeweils neben der Markise und auf der Fahrersteite haben wir uns in bangen 10 Minuten an den Hauswänden vorbei gequetscht. Wenn da nur ein Blumentopf oder irgendein Haken rausgestanden hätte, wärs aus gewesen…
Am Ende der Passage hatte der nette Italiener auf uns gewartet (er hatte die „Balkon-Strasse“ genommen) und geschaut, ob wir es schaffen oder ob er Hilfe holen muss 😀
Die beiden Autos hinter(!) Alex waren sicher mehr als heilfroh, dass wir ihnen endlich den Weg frei gemacht hatten..
Was für eine Partie! Vor lauter Schreck sind wir dann lieber auf der Autobahn weiter.. 😉 Und was für ein Moppel, der sich sogar durch Kalabrische Altstädte zwängt (die wegen der fehlenden Beschilderung zur Strassenhöhe und -Breite sicher schon mehr Opfer gefordert haben..). Ein Hoch auf unseren Dete und seinen Fahrer!!

Hier noch ein kleiner Zusammenschnitt unsres Fahrspaßes in Kalabrien: